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12.08.2008

Tages Anzeiger: Der grosse Bruder aus der Schweiz

Donghua Li erlebte gestern beim Kunstturnfinal der Männer emotionale Momente: Seine alte Heimat China dominierte den Wettbewerb, was viele Erinnerungen an seinen turbulenten Werdegang auslöste.

Von Christian Brüngger, Peking (Tages Anzeiger)

Donghua Li ist nervös. Gleich beginnt der Mannschaftsfinal der Männer und noch immer sucht er einen geeigneten Sitzplatz. Er wuselt durch einen der vielen Gänge des Stadions, um eine Position nach Wunsch zu finden. Dabei rennt er beinahe eine zierliche Chinesin um. Die beiden schauen sich an, lachen und herzen sich plötzlich innig. Es ist Xuan Liu, Schwebebalken-Olympiasiegerin von 2000. Sogleich holen die beiden ihre Digitalkameras hervor, um sich für einen gemeinsamen Schnappschuss zu verewigen, den der miteilende Journalist mehrmals einfangen muss.


Rechtzeitig zum Wettkampfbeginn sitzt Li in guter Lage und blickt konzentriert auf den Innenraum, wo sich die acht Teams auf die verschiedenen Disziplinen aufgeteilt haben. Li trägt die Uniform der Schweizer Delegation, also Sportschuhe, Shorts und ein ärmelloses T-Shirt. Der 40-Jährige ist Attaché von Swiss Olympic und fungiert in Peking dank seiner Chinakenntnisse sowie -kontakte als Vermittler, Türöffner oder Troubleshooter. 


Jetzt kramt er einen Zettel mit chinesischen Schriftzeichen aus seinem Rucksack hervor. Er hat fast alle Turnwettkämpfe der vergangenen Tage besucht und festgehalten, wo Stärken und Schwächen der Athleten liegen, wie sie sich entwickelt haben. Nun ist es Zeit, diese Angaben zu vervollständigen. Man merkt darum rasch: Li lebt und liebt das Kunstturnen auch viele Jahre nach seinem Rücktritt noch. Bloss mag er im Moment nicht davon berichten, zu angespannt ist er, zu stark beansprucht ihn das Geschehen.


Trotzdem will ihn das Schweizer Fernsehen für einen Beitrag interviewen. Also verlässt er seinen Platz, um dem Wunsch nachzukommen. Die Notizen hält er fest in seiner rechten Hand, als er sich die Reporterfragen anhört. Li antwortet auf Chinesisch, eine Übersetzerin hört aufmerksam zu. Der Fragesteller muss das Gespräch darum regelmässig unterbrechen, um sich zu erkundigen, was Li sagt.


Dabei spricht dieser nach 19 Jahren Aufenthalt in der Schweiz problemlos Deutsch, auch wenn er sich auf Chinesisch spürbar wohler fühlt. Die Situation offenbart die zwei Seelen des Donghua Li. Die schweizerische entwickelte sich 1988, als er auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking Esperanza Friedli kennen und lieben lernte. Damals war er im chinesischen Nationalteam bereits eine Grösse und Hoffnung für künftige Olympiamedaillen. Doch Li musste sich innert dreier Tage für die Schweizer Liebe oder sein Land entscheiden. Li wählte Esperanza, zog nach Luzern und erlebte harte erste Jahre in der Fremde, weil er ohne Staatsbürgerschaft an keinem internationalen Wettkampf teilnehmen durfte.


Täglich wollte er in dieser Zeit heim. Täglich dachte er an seine Eltern, mit denen er sich fünf lange Jahre nur via Briefe austauschen konnte, da es ihm an Geld für Telefonanrufe fehlte. Donghua Li litt sich durch und holte nach seiner Naturalisierung an den Spielen von Atlanta 1996 Pauschenpferd-Gold. Seine Mutter weinte, als sie erstmals wieder seine Stimme hörte.


Das TV-Interview hat er inzwischen beendet und kann sich wieder ganz dem Wettkampf widmen. Mit verschränkten Armen mustert er die Auftritte des chinesischen Sextetts, es ist gerade an seiner Paradedisziplin dran. Li klatscht anerkennend in die Hände, wenn einer der Turner fehlerlos durchkommt. Der regelmässige Kontrollblick auf die Anzeigetafel verrät ihm, dass sein Team klar führt. Entsprechend löst sich seine Anspannung und lockert sich seine Zunge. Denn jedes Gerät, jeder Magnesiumstaub und jede Bewegung erinnern ihn an seine eigene Karriere. Die Schleusen der Vergangenheit öffnen sich langsam.
Viele seiner Erinnerungen sind mit Schmerzen verbuanden. Als Li beispielsweise 1984 beim Anlauf zum Sprung ausrutscht, stürzt er in vollem Tempo gegen den Tisch. Die Milz und die linke Niere sind zerstört, die inneren Blutungen massiv. Sechs Stunden muss er ausharren, bis er operiert wird. Dazwischen wünscht er sich vor Schmerzen nur noch den Tod. Doch er rappelt sich auf, beginnt erneut zu trainieren und ist bald wieder Weltklasse. Als er bei einer Bodenübung 1986 für einen Doppelsalto abspringt, hört er ein Knallen. Li hat sich beide Achillessehnen gerissen, fällt erneut aus. Wieder kämpft er sich zurück, wieder erfolgt ein Rückschlag, als er 1988 vor den Seoul-Spielen bei einer Barrenübung Kopf voran auf den Boden knallt und mehrere Stunden partiell gelähmt ist. Noch heute plagen ihn Schmerzen von diesem Umfall. Er braucht ein Spezialkissen, das er überall mitnehmen muss, um schlafen zu können. Und doch prägte dieser Vorfall sein Leben viel entscheidender, als er gedacht hätte. Weil er pausieren muss, hat er freie Zeit und schlendert eines Tages über besagten Platz des Himmlischen Friedens, wo er auf seine spätere Frau trifft (von der er mittlerweile getrennt lebt).


Die Liebe zu seinem Sport ist trotz aller Vorfälle gross geblieben. Noch immer trainiert er täglich ein bis zwei Stunden, seine kräftigen Oberarme zeugen von diesem Pensum. Selbst in seinem Zimmer im olympischen Dorf hält er seine Routine aufrecht, absolviert Kraftübungen oder läuft im Handstand umher. Er will nebst der Bewegungsfreude auch für seine Showauftritte in Form sein, die er weltweit präsentiert. Stolz zieht er aus seinem Rucksack darum eine chinesische Ausgabe von „Reader’s Digest“ hervor. Das Magazin besuchte und porträtierte ihn bei einem solchen Anlass in Hongkong.


Schliesslich ist der verlorene Sohn in seiner Heimat über all die Jahre nie vergessen gegangen. Bereits sind zwei längere Dokumentationen über ihn erschienen, den ersten Chinesen, der für ein anderes Land im prestigeträchtigen Kunstturnen Olympiagold holte. Vergangene Woche bat ihn das Staatsfernsehen zudem in eine der populärsten Talk-Shows, das Gespräch verfolgten nach Li 100 Millionen TV-Zuschauer. Von seinen Erfahrungen in der Fremde erzählte er dort und dem naiven Glauben, in der Schweiz sei alles besser. „Jedes Land hat seine eigenen Gesetze“, sagt er darum mit Blick auf die aktuelle China-Diskussion um Menschenrechte oder Umweltprobleme, obschon er die Probleme auf keinen Fall negieren will.


China hat das Mannschaftsfinale mittlerweile deutlich gewonnen und sich zur Siegerehrung bereit gemacht. Er kennt die Turner alle persönlich, sie nennen ihn „grosser Bruder“, ein Zeichen der Wertschätzung und Achtung. Als die Nationalhymne ertönt, steht Donghua Li wie alle anderen auf. Die Turner und die begeisterten einheimischen Zuschauer singen aus vollen Kehlen. Li schaut ergriffen zu, nickt immer wieder. Obwohl seine Lippen stumm bleiben, ist doch offensichtlich: Der Schweizer Donghua Li ist zu Hause angekommen.


 
 

 

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