Image captioDonghua Li's story is retold at the top of
Mount Titlis (swissinfo)
Image caption: Ein Berg für alle Jahreszeiten: Immer mehr chinesische Touristen besuchen den Titlis. (swissinfo)
Eine Tafel auf dem Titlis erzählt die Geschichte des chinesischen Turnakrobaten Donghua Li, der sich zu seinem Olympiasieg inspirieren liess, nachdem er auf dem Berg Buddha in Felsform begegnet war.
Li stand demnach Anfang 1996 auf der Aussichtsterrasse des 3238 Meter hohen Titlis, als er einen Felsen mit den Konturen einer sitzenden, von Sonnenlicht umfluteten Buddha-Statue entdeckte.
Er nahm dies als Zeichen, dass er trotz aller Schwierigkeiten bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta Gold gewinnen könnte. Wenige Monate später ging der Wunsch des in China geborenen und für die Schweiz startenden Turners denn auch in Erfüllung.
Heute ist der Titlis unter Touristengruppen aus China die am meisten besuchte Bergregion in der Schweiz. Und die Region nutzt Lis Geschichte mit dem Buddha gerne, um ihr chinafreundliches Image zu unterstreichen.
Obschon die Zahl der Touristen aus China in der Schweiz in den letzten Jahren stets zugenommen hat, erwarten die Tourismus-Verantwortlichen für 2008 kein grosses Wachstum. Sie denken, dass wegen der Olympischen Spiele in Peking mehr Chinesen zu Hause bleiben werden.
Olympia-Offensive
Bei Luzern Tourismus setzt man aber auf ein florierendes 2009. Zur Strategie gehört die Marketing-Offensive während der Olympischen Spiele. Das offizielle Gästehaus der Schweiz während der Spiele, das House of Switzerland, steht ganz im Zeichen Luzerns und der Vierwaldstättersee-Region.
Damit präsentiert sich nach dem Wallis bei den Olympischen Spielen in Turin zum zweiten Mal eine Destination im House of Switzerland exklusiv. Die Region steuert 3 Mio. zum Budget von insgesamt 4,6 Mio. Franken bei, um für die Zentralschweiz und die Marke Schweiz zu werben und Gäste mit Schweizer Spezialitäten zu bewirten.
Am Schweizer Auftritt beteiligen sich zwölf weitere Partner. Neben Firmen aus der Zentralschweiz wie Bucherer (Uhren) und Victorinox (Taschenmesser) gehören die UBS und Nestlé dazu. Sie tragen je 100'000 Franken an das von Luzern Tourismus koordinierte Budget bei.
Grosses Potenzial
Marcel Perren, Direktor von Luzern Tourismus, erklärt, die Region biete für Touristengruppen, die in Wirbelwind-Manier von einer europäischen Attraktion zur nächsten reisten, eine gute Portion Schweiz.
"Unser Produkt passt gut zu den Chinesen. Wir können ein kleines bisschen Schweiz innerhalb der Schweiz anbieten", sagt Perren gegenüber swissinfo.
"Wir haben eine kleine historische Stadt, den See und die Berge, alles nahe beieinander. Es ist ein kleines Stück dessen, was die Schweiz aus Sicht der Menschen in China anzubieten hat: Qualität, schöne Natur, Einkaufsgelegenheiten und Kultur."
Die Zentralschweiz ist schon heute die Destination Nummer 1 für chinesische Touristen, von denen rund ein Drittel Luzern und die Region am Vierwaldstättersee besucht.
"WoJetzt geht es darum, das Image der Marken Luzern und Vierwaldstättersee weiter zu stärken, damit Touristen aus China, die nach Europa und in die Schweiz reisen, das Gefühl haben, hierher kommen zu müssen", erklärt Perren.
Für die Stadt Luzern ist der chinesische Markt mit einem Anteil von drei Prozent aller Besuchenden bisher klein. Aber das Potenzial eines Landes mit einer Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen lässt Hoffnungen auf grosse künftige Einnahmen spriessen.
"Das Potential ist sehr gross", sagt Perren. "China wird wohl nie zu einem der Hauptmärkte für die Schweiz werden. In den nächsten Jahren könnte sich die Zahl der Übernachtungen aber verdoppeln."
Samosas und Nudeln
Titlis Rotair, die Bergbahn-Unternehmung, zu der auch Restaurants, Läden und Hotels gehören, hat die Erfahrung gemacht, dass sich etwas Aufwand im Bemühen um das Wohlergehen der wichtigsten Tourgruppen aus Asien rasch auszahlt.
So etwa die Beschriftung von Schildern in den wichtigsten asiatischen Sprachen, chinesische Hintergrundmusik in einer Lichtbildschau oder ein Bollywood-Star, der auf einem Poster vor dem Gletscher-Shop für Uhren wirbt.
Wenn ein Touristen-Bus vorfährt, sorgen Köche aus China, Indien oder Thailand fürs leibliche Wohl. Am Nachmittag sind chinesische Nudeln und Mövenpick auf dem Titlis die einzigen Take-away-Angebote. Und am Fuss des Bergs kann man sich mit indischen Snacks wie Samosas und Masala-Tee eindecken.
"Wir versuchen, keine altmodische, klassisch schweizerische Berg-Destination zu sein. Wir sehen uns eher als modernes Modell", erklärt André Küttel, Marketing-Direktor von Titlis Rotair, im Gespräch mit swissinfo.
Titlis Rotair gehört zu den Firmen, die sich am Auftritt im House of Switzerland beteiligen. "Viele träumen vom kommenden grossen chinesischen Markt. Für uns ist er schon da. Jetzt geht es um Markenaufbau und darum, noch bekannter zu werden", so Küttel.
Der richtige Weg
Die Zahl der chinesischen Touristen in der Region Luzern sei so gross, weil sich die Vermarktung dieser Destination für die chinesischen Reiseanbieter rechne, da diese Tickets für verschiedenste Exkursionen verkaufen könnten.
Zudem liebten es die chinesischen Gäste das Shopping. "Chinesen sind nicht an Alphorn-Klängen interessiert", sagt Küttel. "Das ist zwar eine hübsche Erfahrung, aber sie wollen aus Europa Statussymbole mitbringen, etwa eine Louis-Vuitton-Tasche aus Paris oder einer Schweizer Uhr." Der Einkauf von Uhren gehöre zu den Hauptgründen, wieso Chinesen in die Schweiz kämen.
Wichtigstes Ziel in Peking sei es, noch mehr Touristen in die Schweiz zu locken und diese zu längeren Aufenthalten zu animieren. Und das erhöhe die Chancen, den wirtschaftlichen Nutzen noch breiter zu streuen.
"Es ist wichtig, dass wir uns langsam, aber stetig auf eine Entwicklung hin zu längeren Aufenthalten bewegen", sagt Perren. "Das dürfte noch ein paar Jahre dauern, aber wir sind auf dem richtigen Weg."
swissinfo, Jessica Dacey, Luzern
(Übertragung aus dem Englischen: Rita Emch)
|