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27.01.2009

6 Fragen an den chinesischen Botschafter

Die Coopzeitung stellte dem Botschafter von China, Dong Jinyi, sechs Fragen zur Schweiz.

1. Was bedeutet Ihnen die Schweiz?

Sobald die Rede auf die Schweiz kommt, fallen mir die Wörter wie Schönheit, Wohlstand, Qualität, Fleiss ein. Die Schweiz hat in China einen schönen Titel: „Garten der Welt". Ihre schwingenden Berge, schimmernden Seen, Weiden mit Schaf- und Kuhherden sowie die traditionellen „Chalets" in unterschiedlichen Stilen bilden eine bezaubernde Landschaft. Ebenso weltbekannt ist der Wohlstand der Schweiz. Obwohl die Schweiz ein kleines Land mit wenig Ressourcen ist, ist sie hoch entwickelt und der Lebensstandard ihrer Bevölkerung gehört zur  Weltspitze. Innovation und Technologie vor allem in der Uhren-, Pharma- und Chemieindustrie sind erstklassig. Dies ist ebenfalls ein Spiegel der hohen Schweizer Qualität. Ich bewundere es sehr, dass die Schweizer in einer so angenehmen Umgebung immer noch Tugenden wie Zähigkeit, Sparsamkeit und Fleiss behalten. Den jüngsten Zahlen aus Bundesamt für Statistik zufolge beträgt die Arbeitszeit eines Schweizers 42,23 Stunden pro Woche, was den drittbesten Wert der Welt darstellt. Ich meine, dass das der Hauptgrund ist, warum sich die Schweiz in die Völkergemeinschaft etabliert hat und sich in einer hervorragenden Position befindet.

2. Was ist der grösste Unterschied zu Ihrer Heimat?
 
Die Unterschiede aller Länder in den Bereichen Geschichte, Kultur, Tradition und System bilden nach meiner Meinung die Vielfältigkeit der heutigen Welt. Deswegen sollten beide Länder einander respektieren, voneinander lernen, sich gegenseitig ergänzen und in Eintracht leben. In diesem Sinn haben viele Unterschiede zwischen China und der Schweiz die Entwicklung der freundschaftlichen Zusammenarbeit überhaupt nicht behindert. Zum Beispiel hat China ein Hoheitsgebiet von rund 9,6 Millionen qkm, die Schweiz von 41284 qkm, die Fläche Chinas ist damit 232mal gross wie die der Schweiz; die Bevölkerungszahl Chinas (1,3 Milliarden) ist 173mal grösser als die der Schweiz (7,5 Millionen); das Bruttoinlandprodukt pro Kopf ist in der Schweiz (51800 Dollar) 21mal grösser als das Chinas (2461 Dollar); China ist zudem ein sozialistischer Staat und die Schweiz ein hochentwickelter kapitalistischer Staat. Mit grosser Freude habe ich bemerkt, dass der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen China und der Schweiz besonders in den letzten Jahren beträchtliche Fortschritte gemacht haben und die gute Kooperation beider Länder in internationalen Angelegenheiten immer existiert. Der Ministerpräsident der VR China, Wen Jiabao, wird mit einer grossen Delegation der Schweiz einen Besuch abstatten, was die Beziehungen zwischen beiden Ländern sicherlich weiter kräftig vorantreiben wird.

3. Was vermissen Sie am meisten aus Ihrer Heimat?

Ein chinesisches Sprichwort lautet „Essen ist des Volkes Himmelreich." Seit China vor 30 Jahren die Reform- und Öffnungspolitik eingeführt hat, hat sich der Lebensstandard der Chinesen stark erhöht. Aber im Vergleich zu der Schweiz sind die Chinesen noch nicht wohlhabend. Zur Zeit leben 15 Millionen Chinesen in Armut, die lediglich genug zu essen haben und nicht gut essen können. Ich hoffe, dass alle Chinesen eines Tages eine hohe Lebensqualität geniessen können wie die Schweizer.
Was mich betrifft, esse ich gerne die „Xinlimei" Rübe ( „Xinlimei" bedeutet das schöne Herz, eine Art von Rüben in Nordchina), weil ich meine Kindheit in Nordchina verbracht hat. In der chinesischen Esskultur richtet man die grosse Aufmerksamkeit darauf, durch das geeignete Essen gesund zu bleiben und Krankheiten zu vermeiden. Die "Xinlimei" Rübe kann zur Vertreibung des pathogenen Feuers beitragen und ist gut für die Förderung der Atemzirkulation. In Nordchina gibt es ein Sprichwort: „ Iss Rübe, trinke heissen Tee, dann haben Ärzte kein Geld zu verdienen", das heisst, man sollte Rübe essen,wenn man gesund bleiben und nicht zum Arzt gehen will. Ich glaube, dass es ähnliche Redewendungen in der westlichen Kultur gibt, z. B. „ein Apfel pro Tag hält den Arzt fern." Aufgrund des Klimas und des Bodens gibt es in der Schweiz leider keine „Xinlimei" Rübe. Deshalb freue ich mich, während meiner Ferien in China diese Rübe geniessen zu können.
 
4. Was würden Sie aus der Schweiz mitnehmen?

Ich habe knapp ein Jahr in der Schweiz gearbeitet, aber die schöne Landschaft und die Tugenden der Schweizer wie z.B. Fleiss, Freundlichkeit, Aufrichtigkeit haben bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen. Wenn meine Amtszeit zu Ende gehen und ich nach China zurückkehren würde, nähme ich schöne Erinnerungen und Freundschaft mit und natürlich auch Schweizer Schokolade.

5. Was halten Sie von der Schweizer Küche?

Die schweizerische Küche hat viele Spezialitäten. Ich habe "Fondue" und "Raclette" probiert und beides schmeckt mir gut.

6. Welches ist Ihr Lieblingsort in der Schweiz? 

In der Schweiz habe ich schon viele Orte besucht, besichtigt und bereist. Die einzigartige Faszination der Natur- und Kulturlandschaften hat mich tief beeindruckt. Aber in diesen Orten gefällt mir Luzern fast am besten. Seine über eine lange Zeit angesammelten historischen und kulturellen Teile sind durch das bunte kulturelle und künstlerische Leben von heute perfekt gekennzeichnet und werden fortgesetzt. Ausserdem bilden der schroffe Pilatus, der schimmernde Vierwaldstättersee sowie die alte Stadt eine harmonische Einheit. Mit Fug und Recht bezeichnete Alexandre Dumas, der berühmte französische Autor, Luzern als "a pearl in the world's most beautiful oyster".

 

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